13.06.2017 Rotenburger Rundschau
Posthausen. Ein kleines Moordorf mit einem prominenten Nachbarn wie die Einkaufsstadt, die alles hat, hat es nicht immer leicht mit der eigenen Identität. Posthausen wird von vielen nur als Standort von Dodenhof wahrgenommen. Damit sich das ändert, nahm das gesamte Dorf an der Kampagne „Hereinspaziert“ teil. Ziel der Aktion soll sein, aufzuzeigen, dass sich Posthausen durchaus auch als Lebensmittelpunkt eignet.
Denn eigentlich hat der kleine Ort alles, was eine ländliche Infrastruktur braucht und noch viel mehr: heimische Wirtschaft, eine lebendige und sehr aktive Kirchengemeinde, Schule, Kindergarten, Geldinstitute. Dazu kommen viele umtriebige Vereine, eine eigene Museumsanlage als gesellschaftlicher und kultureller Mittelpunkt und sehr viel reizvolle Landschaft. Mit dem Landfrauenverein und seiner engagierten Vorsitzenden Anja Meitza-Behling, dem Heimat- und dem Sportverein hat Posthausen ein Dreigestirn, dem es gelingt, das Dorf als attraktiven Wohnort, auch für junge Familien auszugestalten. Um dieses Image auch wirkungsvoll nach außen zu tragen, nahm das Dorf am zweiten Juni-Sonntag mit der Aktion „Hereinspaziert“ am niedersachsenweiten Tag der lebendigen Dörfer und blühenden Gärten teil. Rund um das Heimathaus präsentierten sich Vereine und Organisatoren, die heimische Landwirtschaft, die Kirchengemeinde mit ihrer Stiftung, der Bürgerbus, der es ermöglichst, dass die Posthausener ein Stück mehr Mobilität haben und viele andere. „Wir sind kein Schlafdorf und das wollen wir auch zeigen. Posthausen hat viel zu bieten“, sagte Ortsbürgermeister Reiner Sterna, der es sich nicht nehmen ließ, sich persönlich in die Koordination einzubringen. Nach der Begrüßung durch Meitza-Behling begann die Veranstaltung mit einer Andacht, für die Pastorin Constanze Ulbrich der Jahreszeit und dem Anlass gemäß heitere Worte ausgewählt hatte. Außerdem brutzelten Würste auf dem Grill, eine Gulaschsuppe wurde warm gemacht und Butterkuchen in den Ofen geschoben. Auch die Feuerwehr war vor Ort. Nicht, um einen Brand zu löschen, sondern um Kinder zu belustigen, was bei dem warmen Sommerwetter gerne angenommen wurde. Von einer ganz neuen Seite präsentierte sich der romantische Bauerngarten, der kürzlich seine prächtigen Buchsbaumhecken einem grassierenden Pilz opfern musste. Neue Beeteinfassungen für üppige Stauden und Mulchwege erinnern an frühere Zeiten, in denen der Garten eines Bauerngehöftes Schmuck und Zierde des Hauses war. Der Heimatverein hatte seine Sammlung von alten bäuerlichen Gerät aus der Remise geholt und hinter dem Ziehbrunnen aufgestellt: Ackerwagen, Pflüge Pferdegeschirre, Torfstechgeräte und vieles mehr zog die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Über einen Pfad konnten Besucher zur Kirche und zu Delormes Garten spazieren, wo derzeit die Rhododendren in voller Blüte stehen. Auf dem Freigelände zeigte die Malgruppe „Kunstpause“, die sich regelmäßig im Heimathaus trifft, neueste Werke und die Jägerschaft hatte ihre Schatzkiste mit ausgestopften Tieren aus der heimischen Fauna dabei: Fuchs, Dachs, Rebhuhn, Fasan, verschiedene Enten, Greifvögel, die man sonst nur sehr selten zu Gesicht bekommt, konnten aus direkter Nähe betrachtet werden. Der absolute Star war allerdings Fritz. Ein schwergewichtiger Ochse aus dem Besitz des Hofes Henke in Allerdorf. Fritz, ein Waisenkind, wurde vor elf Jahren von Jungbauer Henrik Henke mit der Flasche aufgezogen und mutierte zum Familienmitglied, der sich gerne sein glänzendes schwarzes Fell streicheln lässt und so gar nichts mit seinem gefährlichen Artgenossen gemein hat. „Fritz ist so was Ähnliches wie mein Sohn. Der kommt nicht in die Wurst“, sagt Henke über sein zutrauliches Flaschenkind, das beim Aktionstag Tierzucht von seiner liebenswerten Seite zeigte. Wurst gab es aber dennoch. Wer von den Besuchern das Gewicht des massigen Rindes schätzen konnte, wurde mit einer Mettwurst belohnt.
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