„Nett hier“: Frithjof Haberland ist extra aus Achim zur Blutspende nach Posthausen gekommen. Fotos: Holthusen
Posthausen - Von Petra Holthusen. Frithjof Haberland aus Achim ist das erste Mal in Posthausen dabei und macht es sich auf der Liege direkt neben der Musikbox bequem. „Nett hier“, sagt er. Viermal im Jahr spendet er Blut und lässt sich vom Corona-Ausnahmezustand nicht abhalten. Eher im Gegenteil. Also ist der Achimer nach Posthausen gekommen: „Fast alle anderen haben ja zu.“
Die Posthausener Landfrauen haben sich entschlossen, ihren Spendetermin in Zusammenarbeit mit dem DRK mit Blick auf die knapper werdenden Blutkonserven wie geplant durchzuziehen – allerdings unter ganz besonderen Sicherheitsvorkehrungen, um den bestmöglichen Infektionsschutz zu garantieren. Der Zuspruch ist enorm: Schon vor Öffnung des Spendelokals am Donnerstagnachmittag in der Grundschule warten Menschen draußen geduldig in der Sonne und in der Schlange. Mit gebührendem Abstand zu Vorder- und Nebenmann wird geplaudert. Niemand hat Zeitdruck, man hat ja sonst gerade nicht so viel vor.
Am Abend stehen bei Manuela Meyer, die beim Landfrauenverein den Blutspendevorbereitungsdienst leitet, „unglaubliche 104 Spender“ zu Buche, davon 16 Erstspender. Rekordverdächtig. Zwei mal im Jahr, einmal in den Oster-, einmal in der Herbstferien, organisieren die Landfrauen vor Ort die Möglichkeit zum Blutspenden. Das schon seit 53 Jahren. In der Regel nehmen um die 80 Leute das Angebot wahr. Aber diesmal ist eben alles anders.
„Dass es heute mehr werden als sonst“, hat Hans-Peter Mennen schon geahnt. Der Entnahmeteamleiter vom DRK-Blutspendedienst aus Rastede ist wie immer mit einer sechsköpfigen Mannschaft und dem kompletten Equipment samt Liegen und mobilem Labor in Posthausen angereist. Und er hat in den vergangenen Tagen bei Spendeterminen in anderen Orten schon festgestellt, dass die Menschen während des Corona-Ausnahmezustands erstens mehr Zeit haben, Gutes zu tun, und zweitens die Solidarität mit Kranken einen Schub erfährt: „Die Krise fördert den Hilfegedanken“, sagt Mennen. Aber nicht alle Spendetermine in den Dörfern könnten zurzeit stattfinden, vor allem wenn sie von älteren Rotkreuz-Damen organisiert würden, die zur Corona-Risikogruppe gehören und Kontakte rigoros meiden müssen. Umso besser, wenn dann zu Aktionen wie in Posthausen mehr kommen als sonst – denn Blutkonserven sind ein rares Gut.
Kaffee gibt's diesmal schon vor der Tür, bereitgestellt in Pappbechern. Das verkürzt die Wartezeit und bringt den Kreislauf der Spender in Schwung. Eintreten darf immer nur einer zur Zeit. Direkt hinter der Tür wartet die erste DRK-Mitarbeiterin – Mundschutz und Handschuhe sind für sie und die Kolleginnen Pflicht – mit dem Fiebermessgerät und speziellen Fragen. Wer erhöhte Temperatur hat, jüngst im Ausland war oder Erkältungssymptome zeigt, muss gleich umkehren. Für alle anderen geht's weiter zur Anmeldung – diesmal hinter einer Glasscheibe. Dann nimmt alles seinen gewohnten Gang vom Labor über Arzt bis zum Spenderaum, nur alles mit mehr Abstand heute. Auch bei den Liegen: Sieben statt neun haben Mennen und sein Team in einem Klassenzimmer aufgebaut. „Vielen Dank, und dann bitte dort rausgehen...“ – vorne rein, hinten raus, heißt heute die Devise, um unnötige Begegnungen auf dem Flur zu vermeiden: „Durchfluss statt Rückfluss“, nennt Mennen das Prinzip.
Wer hinten rausgeht, kommt automatisch am Stand der Landfrauen vorbei. Die haben ihre Präsenz wegen der Kontaktbeschränkungen auf zwei Frauen reduziert. Und damit sich niemand unnötig lange in Gesellschaft aufhält, gibt es diesmal statt des selbst hergerichteten Büfetts von den Landfrauen ein Lunchpaket zum Mitnehmen in die Hand. Wasser, Sandwich, Apfel und Joghurt finden die Blutspender in der Tüte – und einen Osterhasen aus Schokolade. „Herzlichen Dank und bis nächstes Mal!“ – in der frohen Hoffnung, dass beim Herbsttermin wieder beim Büfett zusammengehockt und munter geklönt werden kann.
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